Zum ersten Mal wurden Juden an diesem Ort im Zusammenhang mit dem Konflikt des Landrats Franciszek Żegocki aus dem Babimoster (Bomster) Land mit den Einwohnern von Brójce 1657 erwähnt. Bei dem Konflikt handelte sich um eine Streit um den Wiederaufbau der beinahe vollständig abgebranten Stadt. Die Emotionen kochten hoch, weil die meist evangelischen Bürger auch die katholische Kirche rekonstruieren sollten. Der Landrat drohte, dass er Juden holen würde, die mit der Rekonstruktion beauftragt werden würden wenn die Einwohner dies nicht selbst unternehmen würden [[Quelle:|Hämpel W.: Die kleine Stadt Brätz, [in:] Stadt und Kreis Meseritz. Ein Heimatbuch, Band I, Herne, 1989, S. 231. ]]. Die Drohung war effektiv und die Juden tauchten erst 1738 in Brójce auf. Als der evangelische Pfarrer Johann Christian Bartsch, der der evangelischen Gemeinde in Brójce von 1737-1757 vorstand, davon hörte, schrieb er: "Ich denke mit Bedauern daran, dass die Juden Ende 1738 und Anfang 1739 in die Stadt gelassen wurden und sie jetzt königliche Privilegien haben! Daher kommt jetzt ein Unglück auf uns zu. Gott erbarme Dich unserer guten Stadt und gib uns viele fleißige Gläubige, die das Unglück aufhalten werden, und sie werden um Frieden beten" [[Hämpel W.: Die kleine Stadt Brätz, [in:] Stadt und Kreis Meseritz. Ein Heimatbuch, Band I, Herne, 1989, S. 251 ]].
In dem Privileg vom 4. Dezember 1738 erlaubten der Truchsess von Wschowa und der Landrat Poniński von Babimost "Juden aus fremden Landen" sich in Brójce, vor dem Stadttor auf Parzellen, die diese von der Stadt gekauft hatten, niederzulassen. Sie durften aber lediglich zehn Häuser bauen. Das Privileg erlaubte den Juden Gewürze, Tabak, Wolle, Tuchballen und viele weitere kleinere Gegenstände zu verkaufen. Das Privileg erlaubte außerdem die Produktion und den Verkauf von Alkohol, aber die Juden mussten für dieses Privileg einen Taler pro Metze bezahlen. Sie durften ähnlich wie andere Bürger jährlich fünf Ochsen und vierteljährlich zehn Kälber und Schafe schlachten. Vorher mussten sie dies aber beim ältesten Metzger melden und die Schlachtung in einem Verzeichnis vermerken. Fleisch musste im eigenem Haushalt verbraucht werden und man durfte es nicht in der Stadt verkaufen. Juden mussten katholische Feiertage beachten, die feierlich in der Stadt gefeiert wurden. Andernfalls mussten sie der Kirche eine Geldstrafe in Höhe von fünf Talern bezahlen. [[Quelle:| Dies war in anderen Städten Großpolens ähnlich. In Międzyrzecz (Meseritz) beispielsweise durften Juden während katholischer Feiertage nicht arbeiten. Für die Verletzung dieses Verbotes wurden hohe Strafen verhängt.]] Während der täglich, wöchentlich und jährlich stattfindenden Jahrmärkte durften sie ihre eigenen Wahren nicht billiger als normalerweise anbieten und sie wurden für den Handel mit Leder mit einem Strafmandat in Höhe von 10 Reichstalern bestraft. Das Geld wurde in gleichen Teilen zwischen der Stadt, dem Landrat und den Juden aus Brójce verteilt. Auf diese Weise schaltete man die jüdische Konkurrenz aus.
An jedem Johannistag erhielt der Pfarrer von Babimost von den Juden aus Brójce 30 Tympfe Miete. Diese Summe war immer gleich hoch, auch als in Brójce weniger als zehn Juden wohnten. Die Stadt verpflichtete sich, den Juden eine Parzelle für ihren Friedhof zu verkaufen. Die Juden aus Brójce bezahlten dem Landrat in Babimost an jedem Martinstag 100 Tympfe. Sie kamen teilweise auch für Transportkosten, aber nur wenn der Transport im Interesse der gesamten Stadt organisiert wurde, auf. Das jüdische Privileg wurde vom Landrat von Babimost, dem Bürgermeister von Brójce Christian Friedrich, dem Stadtrichter Gottfried Penther, dem Ältesten der Kürschnerzunft Martin Mybs, dem Schuhmacher Michael Bethin, dem Tuchmacher Elias Adam und dem Schlachter Samuel Gellert unterschrieben [[Quelle:| Centrum Judaicum Archiv in Berlin (=CJA Berlin), 1,75 A Br 1, Nr. 1, #1065, Dokument Nr. 2-4. ]].
Außer den in dem Dokument erwähnten Gebühren bezahlten die Juden während der Zugehörigkeit der Stadt zu Polen zusätzlich eine Kopfsteuer in Höhe von 3 Gulden jährlich. Und das bereits ab dem ersten Lebensjahr. 1775 erfolgte eine Erhöhung der Kopfsteuer auf 3 Gulden. Im Fall von Kompikationen bei der Zahlung wurde außerdem eine zusätzliche Gebühr in Höhe von 50 Gulden pro Haus erhoben. Die Situation veränderte sich mit der Einrichtung des preußischen Verwaltungswesens. Die Kopfsteuer musste nur noch zwischen dem 14. und 60. Lebensjahr entrichtet werden, aber die Höhe der Steuer wuchs auf 10 Gulden. Zusätzlich gab es noch eine Gebühr bei Eheschließungen in Höhe von 7 bis 15 Talern [[Quelle:| Während des Prozesses der Judenemanzipation in Preußen wurden diese Gebühren aufgehoben.]].
Es ist nicht bekannt, woher die Juden nach Brójce kamen. Wahrscheinlich stammten sie aus der nächsten Umgebung. Aus der Perspektive der Zeit kam eine große Gruppe sicherlich aus dem naheliegenden Dorf Łagowiec (Lagowitz). Noch in den 40er Jahren des 20.Jarhunderts befand sich im so genannten Łagowicki-Wald ein Friedhof, der den Juden aus Łagowiec gehörte [[Quelle:|CJA Berlin, 1,75 A Br 1, Nr. 1, #1065, Dokument Nr 2-4. ]].
Im 17. Jahrhundert waren die jüdischen Häuser auf die Nähe des Meseritzer Tors und die Meseritzer Vorstadt konzentriert und bildeten eine isolierte Enklave. Dort gab es auch eine Synagoge, die vor dem Jahre 1800 erbaut wurde. Nach den preußischen Reformen Anfang des 19. Jahrhunderts durften sich die Juden bereits überall, auch in der Nähe der Kirche, ansiedeln. Viele befürchteten, dass die jüdischen Kinder während der Messe stören könnten. Diese Angst war allerdings unbegründet [[Quelle:|Notatka kolegium kościelnego do władz z 24 kwietnia 1823 roku, [in:] Stadt und Kreis Meseritz. Ein Heimatbuch, (Red.) Hämpel, Band I, Herne, 1989, S. 253. ]].
Im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich die Juden aus Brójce hauptsächlich mit dem Handel von Wolle. Später gab es hier sehr viele Schneider und Kürschner. Die Gemeinde erreichte Mitte des 19. Jahrhunderts ihren zahlenmäßigen Höhepunkt. Die Juden machten damals 12% der Stadtbevölkerung aus [[Quelle:|Insgesamt lebten damals 1.837 Menschen in der Stadt, darunter 209 Juden. ]].
1834 entstand eine jüdische Schule, die 1885 lediglich von acht Kindern besucht wurde [[Quelle:|Geheimes Preußisches Staatsarchiv in Berlin (=GStA PK), Rep 6B (D) Meseritz Judensachen, Nr. 424. ]]. Die niedrige Zahl an Kindern hing mit der generellen Tendenz zum Umzug aus den kleinen östlichen Städten in große Stadtzentren im Westen zusammen. 1889 führte dies zur Auflösung der jüdischen Gemeinde und zur Übernahme ihres Besitzes durch die benachbarte jüdische Gemeinde in Trzciel (Tirschtiegel). 1900 wiesen die Volkszählungen nur eine jüdische Frau in der Stadt auf, Rosalia Brunn, die Tochter des letzten Rabbiners, die unter der Stadtbevölkerung beliebt war und unter dem Namen Sale bekannt war. Die Kinder mochten sie sehr, besonders während des jüdischen Festes Pessach, wenn sie ihnen Matzen austeilte.
In den Annalen der evangelischen Gemeinde stand unter anderem geschrieben: "Es ist bemerkenswert, dass die evangelische Gemeinde bei dem Bau der neuen Kirche nach dem Brand 1807 auch von Juden unterstützt wurde. "[[Quelle:| Hämpel, W.: Die kleine Stadt Brätz, [in:] Stadt und Kreis Meseritz. Ein Heimatbuch, Band I, Herne, 1989, S. 253. ]]. Auch später noch gab der jüdische Arzt Dr. Markussohn dem Pastor Hevelke 200 Taler. Die Zinsen dafür sollten den Armen und Kranken zugute kommen, ohne Rücksicht auf deren Abstammung. [[Quellle:|Hämpel, W.: Die kleine Stadt Brätz, [in:] Stadt und Kreis Meseritz. Ein Heimatbuch, Band I, Herne, 1989, S. 253. ]] Es scheint so, dass im 19. Jahrhundert das Verhältnis zwischen Juden und Christen sehr gut war. Zum Glück für Brójce änderte sich daran in der Geschichte nichts mehr und die Beziehungen bleiben in guter Erinnerung.